Keimen – Eine schritt-für-Schritt Anleitung

Das Keimen von Hülsenfrüchten, Getreide oder Pseudo-Getreide hat viele Vorteile.
Zum einen werden Antinährstoffe abgebaut, zudem werden Nährstoffe freigegeben und besser verfügbar gemacht. Wir gaukeln der Pflanze vor, sie solle jetzt wachsen und somit tritt die Keimwurzel aus dem Samen. Der Samen aktiviert also alle verfügbaren Nährstoffe, denn die Pflanze benötigt jetzt maximale Power. Der Schutz vor Fressfeinden (z. B. durch Antinährstoffe) wird für das Wachstum ausgeschaltet. Das hat zudem den Vorteil, dass sich auch die Verträglichkeit verbessert. Hülsenfrüchte und Flatulenzen sind ja sonst so eine Sache. 😉 Schöner Nebeneffekt, die Kochzeit nach dem Keimen verkürzt sich.

Wichtig! Das klappt nur mit lebendigen, unverarbeiteten, also keimfähigen Samen. Sobald diese zum Trocknen erhitzt oder während der Herstellung anderweitig behandelt wurden, klappt es nicht mehr.

Schritt-für-Schritt-Anleitung:

1. Getrocknete Kichererbsen in ein Glas geben (bei mir ein altes Gurken-Glas). Das Glas maximal zu 1/3 füllen. Die Kichererbsen quellen stark auf!
2. Das Glas mit etwa dreifacher Menge Wasser füllen. Im rechten Glas habe ich 500 gr. Kichererbsen und ca. 1,5 Liter Wasser. Links sind es 250 gr. Kichererbsen und ca. 750 ml Wasser. Beide Gläser fest verschrauben und einmal kräftig durchschütteln.
3. So weichen die Kichererbsen nun für mindestens 10–15 h, bei mir meist über Nacht für 20–24 h in Wasser ein. Am besten hin und wieder durchschütteln, da die Kichererbsen sonst „verkleben“ und später schwer aus dem Glas zu bekommen sind.

Wichtiger Hinweis: Eine weitere Form, um Hülsenfrüchte, Getreide und Pseudo-Getreide verträglicher zu machen und Antinährstoffe abzubauen, ist das Ansäuern. Dabei wird z. B. etwas naturtrüber Apfelessig mit in das Wasser gegeben. Beim Keimen bitte unbedingt auf das Ansäuern verzichten! Dadurch wird das Keimen verzögert bzw. kann komplett unterdrückt werden und es fängt schneller an zu schimmeln.

4. Nachdem die Kichererbsen jetzt bis zu 24 h in Wasser aufquellen durften, einfach in ein Sieb abgießen und mit klarem Wasser gut durchspülen. Es ist auch ein längeres Einweichen möglich. Das nutze ich gerne, wenn es mir am nächsten Tag zeitlich nicht gleich möglich ist, die Kichererbsen weiterzuverarbeiten. Am besten sollte dann jedoch das Wasser gewechselt werden und weiter in frischem Wasser eingeweicht werden.

Anschließend zum Abtropfen auf einen Teller oder eine Schale stellen. Hier bleiben unsere Kichererbsen jetzt für die nächsten 2–3 Tage. Bei mir stehen sie auf der Küchenzeile, direkt vor dem Fenster. Wichtig für das Wachstum jeder Pflanze – Licht und Wasser. Daher müssen sie nun mind. 3x täglich mit klarem Wasser durchgespült werden. Das verhindert das Austrocknen und die Schimmelbildung. Dann sollten sich in spätestens 2–3 Tagen kleine weiße Keime zeigen.

Nach 24h zeigen die Kichererbsen in meinem Fall schon erste kleine Anzeichen eines Keimlings. Weiter das 3x täglich spülen, nicht vergessen und ab und an mal im Sieb durchschütteln. Dann wird der Keimling nach 48 h schon deutlich zu sehen sein.

Nach 48 h ist schon ein deutlicher Keimling zu sehen und es sieht langsam sehr gut aus. Da es aber in diesem Fall noch nicht alle Kichererbsen geschafft haben, dürfen Sie noch einen Tag weiter keimen. Bis dahin weiter regelmäßig spülen.

24 h
48 h
65 h

Nachdem alle Kichererbsen nach insgesamt 3 Tagen (72 h) schön gekeimt haben, geht es jetzt ab in den Kochtopf. Am besten einen großen Topf mit viel Wasser wählen und nicht zu voll machen. Wegen der Stärke kann es zu starker Schaumbildung kommen, das ist ganz normal.

Nun mit geschlossenem Deckel und unter gelegentlichem rühren für etwa 1–1,5h auf mittlerer Hitze köcheln lassen.
Die fertigen Kichererbsen kann man auch perfekt einfrieren und hat somit immer gekeimte Kichererbsen auf Lager.

Hinweis: Wenn man die maximale Verträglichkeit erreichen, den Darm maximal entlasten und möglichst viele Antinährstoffe abbauen will, dann muss man nach dem Kochen die Schale entfernen. Das ist ein sehr zeitaufwendiger und „fummeliger“ Prozess. Daher verzichte ich je nach Lust und Laune auch gerne Mal darauf. Wie bei allem gilt auch hier für mich die 80/20-Regel und der positive Effekt durch das Keimen reicht für mich persönlich meist schon aus.

Viel Spaß beim Ausprobieren und Nachmachen.

Hast Du Fragen dazu oder hat etwas nicht geklappt? Schreib mir gerne eine Nachricht.